Schwul zu sein..

..bedarf es wenig, meinte einst der Comiczeichner Ralf Koenig, der mit seinen Comics über das normale leben der Homosexuellen berühmt und dessen Comic „der bewegte Mann“ verfilmt wurde. Obwohl der Paragraph 175, der Homosexualität in Deutschland unter Strafe stellte und erst 1994 aus dem StGB ersatzlos gestrichen wurde, herrschten und herrschen in Deutschland gegenüber Irland paradiesische Zustände und seit Monaten herrscht hier ein Streit zwischen Gegnern und Befürwortern der „offenen Ehe.“

Während fast überall in Europa kein Problem darstellt, wenn zwei Menschen eine Gleichgeschlechtliche Ehe eingehen, ist hier die Zeit stehen geblieben und man erachtet die Liebe zwischen zwei Männern oder zwei Frauen immer noch als widerwärtig. Konservative Geistliche wettern von den Kanzeln wie gross die Sünde wäre und es wäre für Irland das Armageddon sollte das Referendum, welches im Sommer abgehalten wird, ein Erfolg sein.
Ganze Legionen, so befürchten sie, würden die Standesämter im ganzen Land stürmen und, schlimmer noch, könnten viele Dinge in Anspruch nehmen, z.B. eine Pension bekommen, wenn der Partner stirbt.

Noch mal angeheizt wurde die Debatte, als sich der irische Gesundheitsminister Leo Varadkar im Jänner als schwul geortet hat. Während es in Irland ein Erdbeben bedeutete erklärte die Irish Times, dass es ausserhalb Irlands keinen Hund hinter dem Ofen vorlockt und listete 16 europäische Politer auf, die entweder schwul oder lesbisch sind und sich offen dazu bekennen. Für unsere Gegner war das natürlich kein Argument und sie unternehmen alles mögliche, damit der Status quo erhalten bleibt. Wie absurd die Vorwuerfe gegen Schwule sind zeigt beispielsweise die Alliance for the Defence of the Family and Marriage (ADFAM). Auf einem Kongress in Dublin zeigten sie ein Flugblatt mit der Behauptung das Homosexualität Krebs verursachen würde. Und die DUP (Democratic Unionist Party) in Nordirland behauptete, dass schwule Männer Kinder vergewaltigen würden. Da die DUP laut Eigenverstaendis eine Protestantisch Konservative Partei sind, ist dieser Vorwurf mehr als laecherlich wenn man bedenkt, dass die Skandale, die hier in den letzten Jahren veröffentlicht wurden, sich mit der Gewalt gegen Kinder beschäftigten die von katholischen Priestern ausgingen.

Ein Bekannter von mir, den ich in einem Off Licence kennenlernte, war mit einem Südamerikaner verheiratet und erzählte mir, wie die Situation für die Schwulen in Irland vor 20 Jahren war. Es war sehr leichtfertig sich als Schwul zu outen, oder Plätze zu besuchen, die als Gay bekannt waren, weil die Besucher Regelmäßig nach Verlassen der Clubs verprügelt wurden und Anzeigen bei der Garda meist im Sande verliefen. Auch seine Ehe, die er in Griechenland geschlossen hat, wurde in Irland nicht automatisch anerkannt, da es in Irland keinerlei Gesetz, oder Vorschrift gibt, die den Beamten dazu zwingt seine Unterschrift zu leisten. Schwule sind offiziell nicht existent in Irland.
Mein Landlord, mit dem ich hierüber mal ein Gespräch führte meinte zu mir, hätten seine Kinder ihm gesagt, dass sie homosexuell sind, dann hätte er wahrscheinlich darauf geachtet, dass sie vernünftige Partner und nicht irgendwelche Scumbags haben. Er ist das, was man hier ein Countryboy nennt, aufgewachsen auf einer Farm kam er in die Stadt und machte seinen Weg. Er meinte er interessiere sich nicht für Politik oder sonstiges und ist der Meinung, dass jeder so leben solle, wie er es für richtig hält und wenn seine Kinder so wären, dann wäre das halt so. Punkt.

Nun ist nicht jeder so wie Derry. Mein Freund Terence hat mir erzählt dass jede Woche ein Mann den Pub besucht in dem er arbeitet. Der Typ wird Farmerjohn genannt und letzte Woche liess er die Hosen runter und beklagte sich über das anstehende Referendum. „Es sei eine Schande,“liess er verlauten, „dass diese Leute in Irland die gleichen Rechte bekommen, wie eine gute irische Familie,“so als wären die Leute keine Iren und meinte weiter, „dass er (Terence) sich mal vorstellen sollte, dass wenn ein Gardai schwul ist und stirbt, sein Partner lebenslang Pension vom Staat bekommt.“ Terence hat ihn dann auf seine unnachahmliche Art den Weg nach draussen gezeigt, als Farmerjohn sich noch dazu aeußerte wie ungerecht das gegenüber den Frauen sei, deren Männer im Dienst umkommen.
Terence erzaehlte mir noch dass der Typ mit seinem Papi zusammen im Farmhaus wohnen würde und das für jemanden mit Mitte 40.

Es ist schon eine Weile her, da hatte ich eine Diskussion mit einem wie Farmerjohn. Es war kurz nach meiner Ankunft in Irland in einem Pub und der Typ meinte, es wäre eine Sünde diese Homosexualitaet und wenn Gott gewollt hätte, dass Menschen schwul wären, dann hätte er es so gemacht, hat er aber nicht.
Ich habe mir das eine Weile angehört und dann geantwortet, „wenn wir nach seinem Ebenbild geschaffen wurden und wenn er doch so allwissend ist, dann hätte er das voraussehen können und wer weiss, vielleicht war er, oder sie, auch ein bisschen Homosexuell und hat mit Absicht diese Vielfalt geschaffen.“ Ich muss nicht betonen, dass er mich bei weiteren Pubbesuchen geschnitten hat.

Leider kann ich nicht wählen, aber ich würde mit Yes wählen, wenn es am 22. Mai zur Abstimmung kommt und kann nur hoffen, das sich die Umfrage bestätigt die dem Referendum eine ueberwaeltgende Mehrheit bescheinigt. Es wird zwar nicht die Vorurteile gegenüber Homosexuelle aus der Welt schaffen, aber den Menschen einen Platz in der Gesellschaft verschaffen, der ihnen bisher verwehrt blieb.

Zum Abschluss noch ein paar Spots zum Referendum, meine Leser dürfen mir glauben, ausser dem dämlichen Flugblatt und den wirren Anschuldigungen gegenüber Homosexuellen habe ich nichts gefunden, dass ihr Nein plausibel erscheinen lassen würde, es gibt da auch nichts.

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