O’Sullivan’s March

Brian Boru, Chapel Royal, Dublin Castle

Die irische Geschichte bietet, gerade wenn man sich dafür interessiert ein reichhaltiges Betätigungsfeld. 800 Jahre war Irland von England besetzt, davor waren die Wikinger hier auf der Insel wovon beispielsweise der Reginald’s Tower in Waterford Zeugnis ablegt. Auch kann man auf den Spuren der Ur-Einwohner wandeln und, wenn man in Waterford ist, dem Portal Tomb von Ballindud einen Besuch abstatten. Allerdings hielt die Wikingerzeit in Irland nicht lange an und in der Schlacht von Clontarf, 23. April 1014, fand die Vorherrschaft ein jähes Ende als die Armee Brian Boru’s die Wikinger unter der Führung Sigurd Lodvessons besiegte. In der Schlacht kam Brian zu Tode und angeblich, so heißt es in den Legenden, wären sämtliche irischen Barden an seinem Totenbett erschienen und hätten drei Tage und drei Nächte hindurch Brian Boru’s March gespielt. Ob es sich so, oder ähnlich abgespielt hat kann ich nicht sagen, ich war nicht dabei und wahrscheinlich diejenigen die die Legende geschrieben haben auch nicht. Auf jeden Fall kennt jedes Neugeborene die Geschichte, oder hat sie bereits mit der Muttermilch aufgesogen. Vielleicht kommt von diesem Ereignis auch der Hang der Iren zur Musik.

Auf jeden Fall erzählen unsere Traditionals die gesamte irische Geschichte und wer interessiert an der Insel ist, der sollte sich einfach mal die Musik der Dubliners, oder Chieftains anhören.

Nachdem Brian in der Schlacht gefallen war brach nicht nur die Skandinavische Herrschaft zusammen, auch die Iren verfielen wieder in ihre alten Streitereien da Brian nur kurze Zeit Hochkönig war und in der kurzen Zeit seine Macht nicht gefestigt hatte, war es keinem seiner Söhne gelungen einen Anspruch auf das Amt des Hochkönig anzumelden. So hatten es die Engländer, beziehungsweise die Normannen, in englischen Diensten stehend, es leicht die Insel zu erobern. Dermot MacMurrough (Diarmait Mac Murchada), König von Leinster, geriet in Streit mit Tiernan O’Rourke (Tigernán Ua Ruairc), dem König von Bréifne (Leitrim, Cavan, Sligo), da Dermot unbedingt Derforgaill, die Frau Tiernans haben wollte. Tiernan wollte seine Frau aber nicht hergeben, vielleicht weil sie außergewöhnliches Irish Stew kochen konnte, und so kam es zum Krieg zwischen den beiden Königen. Dermot unterlag und floh nach England. Beim englischen König Heinrich II erhoffte er sich Unterstützung, also suchte er, nachdem er 1166 in Bristol angekommen war, Heinrich auf und trug diesem sein Anliegen vor. Dermot erhoffte sich anscheinend von Heinrich, dass dieser mit seinen Soldaten dafür sorgen würde das Dermot nicht nur Derforgaill bekommt, sondern auch Hochkönig von Irland wird. Heinrich, ganz Ohr, stimmte begeistert zu und schickte Richard Fitz Gilbert mit seiner Armee, bestehend aus normannischen Reitern und walisischen Bogenschützen nach Irland, da er, wahrscheinlich auf Grund der Schilderungen, festgestellt hatte, wie leicht die Insel zu erobern sei. Richard machte Nägel mit Köpfen und Heinrich krönte sich 1171 zum König von Irland. Dermot ging leer aus, denn nicht mal die Königswürde gedachte Heinrich ihm zu geben. Im Gegenteil teilte er Irland unter seinen normannischen Baronen auf und zementierte damit die Achthundert Jahre dauernde Herrschaft der Engländer. Unterbrochen, oder angegriffen, wurde diese nur durch Edward the Bruce, dem Bruder Roberts, der von Robert nach Irland gesandt wurde und den Anspruch der Schotten auf den irischen Königsthron wahren sollte. Unterstützung erhielt Edward nur durch die Stämme im Norden (sowie seinem Bruder) und nach seiner Krönung 1316 in Dundalk, lebte Edward nur noch zwei Jahre und die „Pangälische“ zerbrach, da man die Schotten von der Insel warf.

Donal Cam O’Sullivan

1594 begann der Krieg zwischen einer Allianz unter der Führung des Earl of Tyrone und der englischen Regierung in Irland statt. Der Neunjährige Krieg, wie er genannt wird, war die Auseinandersetzung zwischen gälisch-irischen Katholiken und protestantischen, besser mehrheitlich protestantischen, Engländern. Die gälisch-irischen Kräfte erhofften sich Unterstützung durch den spanischen König Philipp III., der, trotz der Niederlage der Armada 1588, darauf erpicht war die Engländer zu schlagen, sowie die Vormachtstellung zu brechen. Philipp ließ sich also überzeugen die irischen Rebellen zu unterstützen und sandte seine Armee nach Irland die am 2. Oktober 1601 bei Kinsale landete und sich aufmachte die Festungen in Kinsale zu belagern, um die englischen Kräfte zu binden. Allerdings kamen viel weniger Soldaten als geplant, nämlich nur 3400 statt 5000 und zum anderen hatten weder die Spanier, noch die Rebellen sich um Cork Gedanken gemacht. Cork hatte sich nämlich mit den Engländern arrangiert, es ging ihnen Blendend und sie sahen auch keine Notwendigkeit darin an diesem Status irgendetwas zu ändern. Allerdings bestand der County Cork nicht nur aus Cork. Donal Cam O’Sullivan, Count von Berehaven im irischen Südwesten, hatte sich der Allianz des Earls von Tyrone angeschlossen und weilte, als die Spanier Kinsale belagerten im Norden um sich mit den anderen Fürsten abzustimmen, wie das weitere Vorgehen sein soll. Während seiner Abwesenheit überfielen englische Truppen die Insel Dursey, wo Donal 300 Frauen, Kinder und Alte in Sicherheit hatte bringen lassen. Die Verteidiger der Insel wurden gehängt und die Engländer richteten ein Massaker unter der Zivilbevölkerung an. Es heißt, dass den Frauen ihre Kinder auf den Rücken gebunden wurden und diese dann die Klippen runtergeworfen.

Am 31. Dezember des Jahres 1602 kehrte Donal zurück und scharte die restlichen Überlebenden um sich. Mit 1000 Personen machte er sich auf den 500 Kilometer langen Marsch und in den vier Tagen, in denen dieser Marsch dauerte starben viele an Hunger und Erschöpfung, oder wurden in Kämpfen zwischen O’Sullivan’s Männern und den Engländern getötet. Am 4. Januar 1603 soll Donal mit 35, von anfänglich 1000 den Hof Tyrones erreicht haben. Auf dieses historische Ereignis bezieht sie O’Sullivan’s March. Donal Cam O’Sullivan ging nach Spanien in’s Exil wo er 1618 ermordet wurde, wie es heißt von einem Killer im Dienste der englischen Krone. In einem Buch habe ich gelesen, dass der Mörder ein englischen Geheimagent war, der in Madrid am Hofe des spanischen Königs Spionage betreiben sollte, dann aber den Auftrag erhielt O’Sullivan zu beseitigen. Hugh O’Neill, der Earl of Tyrone, starb 1616 im römischen Exil, nachdem es ihm gelang aus London zu flüchten, da man ihm durch Verrat (es scheint ein Krankheit der Iren und Schotten zu sein, diese Uneinigkeit) eine Falle gestellt hatte. Er ging erst nach Spanien, zusammen mit O’Sullivan, aber, da es ihm in Spanien zu unsicher war, nach Italien.

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