Vor wenigen Tagen konnte man in den Tageszeitungen lesen, dass die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager die Firma Apple aufgefordert hat, 13.6 Mrd. Euro an Steuern an die irische Regierung nachzuzahlen, weil der amerikanische Konzern jahrelang von einem Deal mit der irischen Regierung profitiert hat und insgesamt einen „lächerlichen Betrag“ abgeführt habe.
Der Streit, der zwischen amerikanischen Unternehmen und der Europäischen Kommission seit Jahren schwelt, hat damit einen traurigen Höhepunkt erreicht und dürfte der EU mehr schaden als der Firma Apple. Was bei diesem Streit besonders interessant ist, das ist die Reaktion deutscher Politiker. Wenn ich mir so anschaue, was ein Herr Schäuble oder eine Frau Barley, die Generalsekretärin der SPD, so von sich geben, dann rollen sich einem die Fußnägel auf, denn Steuervergünstigungen, die gibt es natürlich in Deutschland nicht und hat es auch nie gegeben. Um das zu betonen, wird natürlich der Handwerker von nebenan herangezogen, der brav seine Steuern bezahlt und teilweise von der Hand in den Mund lebt, wenn sein Kunde die ausstehende Rechnung nicht bezahlt und er gezwungen ist, entweder seine Mitarbeiter zu entlassen, oder die Bude zu schließen. Auch das Thema Schwarzarbeit gibt es natürlich in Deutschland nicht und hat es, wenn man das so verfolgt, in Deutschland nie gegeben.
Zurück aber zu Apple. Apple hat hier in Irland und ganz besonders in Cork eine gewisse Tradition. 1980 war es, als sich Apple entschloss, hier in Cork den europäischen Hauptsitz zu gründen. Anfangs waren die Leute in Baucontainern in Knocknaheeny -einem Stadtteil von Cork- untergebracht, wo die Firma auch heute noch ihren Sitz hat. 1982 wurde das erste Gebäude errichtet und Apple begann mit der Produktion seiner Computer und bot den Anwohnern einen Arbeitsplatz. Die Leute erzählten mir, dass Knocknaheeny nicht gerade ein Ort war, wo man seine Rente verbringen wollte. Viele waren arbeitslos, saßen im Gefängnis auf Grund verschiedener Delikte und da kam Apple und bot den Leuten einen Arbeitsplatz. Am Anfang, als die Produktion begann, arbeiteten überwiegend Frauen dort und sorgten für den Lebensunterhalt. Apple bezahlte ein anständiges Gehalt und, als ich noch für Apple tätig war, da traf ich Kollegen, die seit 1982 bei Apple sind. Spricht man mit den Leuten hier in Cork, so findet man viele Leute die entweder dort gearbeitet haben, oder jemanden kennen, der dort arbeitet, oder jemand aus der Familie arbeitet dort. Als Apple in den Neunziger Jahren in die Krise rutschte, da gab man den Standort in Cork nicht auf. Es waren harte Jahre und man musste Leute entlassen, aber man blieb in Irland. Auch als es das Land 2008 heftig traf und viele Firmen geschlossen wurden, und ausländische Firmen in Scharen die Insel verließen, da blieb Apple und wuchs ab etwa 2009 kontinuierlich. Mittlerweile hat Apple etwa 5000 Angestellte und will diese Zahl noch auf 6000 ausbauen und ist damit der größte Arbeitgeber in diesem Land. Apple bietet auch Menschen Arbeit, die auf Grund ihrer Wohnsituation, weil sie irgendwo im County wohnen, keinen Job finden können. Für diese Leute hat Apple die Möglichkeit geschaffen, von daheim aus tätig zu werden.
Menschen aus aller Herren Länder arbeiten dort und, was man offensichtlich bei der EU nicht begreift, oder begreifen will, Apple ist auch ein Jobgarant für Europa, denn viele gut ausgebildete Leute aus Ländern wie Spanien, Italien oder Portugal arbeiten hier und schicken monatlich Geld an ihre Familien, die wiederum das Geld in die heimische Wirtschaft geben.
Wer sich mit Irland auskennt, und ich stelle fest, offensichtlich scheint Irland für manche immer noch die mystische Insel im Norden Europas zu sein, wo man nur musiziert und tanzt und kleine lustige Leprechauns dem Wanderer auf seinem Pferdekarren am Wegesrand auflauern, der weiß, das wir ein kleines Land sind und einige Probleme haben, trotz der Tatsache, dass Irland mal der keltische Tiger genannt wurde. Diese Zeit ist vorbei, viele, gerade junge Leute, verlassen die Insel auf der Suche nach Arbeit. Als Dell seine Produktion in Limerick geschlossen hatte, da fielen rund 15.000 Jobs weg. Für Länder wie Deutschland mag so etwas verkraftbar sein. Für uns ist es eine Katastrophe, denn wir haben keine starke Wirtschaft. Die Textilindustrie, die beispielsweise in Youghal sehr stark war, gibt es nicht mehr, und irische Firmen, wie der Hauptsponsor der GAA, O’Neills, lassen in Asien fertigen. Da ist man über jede Firma dankbar, die Arbeitsplätze in Irland nicht nur erhält, oder neue schafft, wie z.B. PayPal die hier 40 neue Arbeitsplätze schaffen. Man ist stolz auf Firmen wie Google, Microsoft, eBay, PayPal, EMC, VMware usw. usw., die von Irland aus ihr operatives Europageschäft steuern. Würden diese Firmen gehen, dann würde hier das Licht ausgehen. Und, mal ganz ehrlich, selbst wenn Apple diese 13 Mrd. zahlt, würde sich hier nicht viel ändern. Irland hat genug Zeit gehabt, die Sozialgesetze zu reformieren, sie haben es nicht gemacht. Es gibt hier Firmen, ich habe in so einer Firma gearbeitet, die weder Kranken- noch Rentenversicherung haben. Etwas, das in Deutschland und anderen Ländern eine Selbstverständlichkeit ist, findet man hier eher selten und darum sind so Firmen wie Apple wichtig.
Ich habe 6 Jahre für Apple gearbeitet und war darauf sehr stolz. Ich hätte auch gerne weiter für diese Firma gearbeitet, aber in der letzten Abteilung, in der ich tätig war, bestand das Management aus einem bunch of muppets, selbstverliebt bis zum Abwinken, unfähig, konstruktive Kritik zu ertragen, so hat man alles daran gesetzt mich loszuwerden.
Übrigens, sollte Apple dem Werben Englands nachgeben und auf die große Nachbarinsel ziehen, dann wäre das hier für uns eine Katastrophe, die man sich nicht vorstellen möchte und für die irische Regierung ein sehr harter Schlag, den sie nicht kompensieren könnte. Natürlich macht Apple das nicht und das Statement, dieses Geld nicht haben zu wollen, zeigt, dass sich die Regierung sehr wohl bewusst ist, was sie von Apple hat, denn trotz eines Deals ist Apple immer noch der größte Nettosteuerzahler. Vielleicht schaut diese Kommissarin erst einmal im eigenen Land nach, bevor sie anderen Ländern Vorschriften machen will. Europa hat ganz andere Probleme als irgendwelche Steuerdeals oder Steuervorschriften, die der EU nicht genehm sind. Aber es ist halt ein amerikanisches Unternehmen und Irland, das ist immer verdächtig.