Keine Serie polarisiert mehr als Mrs. Brown’s Boys. Mrs. Brown, eine Erfindung des irischen Schriftstellers und Komödianten Brendan O’Carroll wurde 1992 als Radiostück konzipiert und aufgeführt. Die Serie entwickelte sich über die Jahre als Selbstläufer so daß er daraus 1999 ein Bühnenstück, als auch eine Serie entwickelte.
Meine irischen Bekannten halten Mrs. Brown für eine Zumutung und auch die Kritiker sind geteilter Meinung, dabei spiegelt Mrs. Brown eigentlich die typisch irische Unterschicht wieder. Angesiedelt in einem Dubliner Vorort, lebt die Witwe Agnes Brown unter einem Dach mit dem Vater ihres verstorbenen Mannes, sowie drei ihrer 5 Kinder. In den Filmen hat sie 6 Kinder, wobei der jüngste in einem Krankenhaus arbeitet und, man weiß nicht warum, auf der Bühne wegfällt. Dabei werden die Sorgen und Nöte gezeigt, sowie Anspielungen auf das Leben in Irland gemacht. Einer ihrer Söhne, Rory Brown, gespielt von Rory Cowan, versucht seiner Mutter ständig klar zu machen, dass er homosexuell ist, was von seiner Mutter allerdings nicht wahrgenommen wird. Der älteste Sohn Mark, gespielt von Pat genannt Pepsi Shields, hat, laut Beschreibung der Serie, mit 12 Jahren die Schule verlassen, nachdem sein Vater starb und arbeitet seit dieser Zeit als Schreiner. Cathy, gespielt von O’Carrolls Ehefrau Jennifer Gibney, ist geschieden und studiert am College in den Abendstunden Psychologie. In den späteren Folgen schliesst sie ihr Studium ab wobei nicht klar ist, ob sie in dem Beruf arbeitet, oder eigentlich nur Tochter ist. Man erfährt unter anderem auch, dass sie von ihrem Mann misshandelt wurde und das der Grund für die Scheidung ist.
Natürlich ist der Krawallhumor, der in Mrs. Brown’s Boys passiert, nicht die Sache von jedem, keine Frage, und die ständigen Flüche der Mrs. Brown sind nicht gerade dazu geeignet, dass man eine übermäßige Sympathie für sie entwickelt. Aber wer schon mal durch die Vororte Dublins, Limericks, oder Cork gegangen ist und die Leute dort beobachtet hat, der kann nicht umhin anzuerkennen, dass Brendan O’Carroll nicht irgendein Land meint, sondern dass dieses Verhalten der Mrs. Brown typisch irisch, bzw. typisch englisch ist. Mrs. Brown redet genau so wie die Frauen in den Arbeitervierteln, ob einem das nun passt oder nicht.
Mrs. Brown’s Boys ist auch ein Abbild Irlands, wenn ihr Sohn Rory wiederholt versucht seiner Mutter mitzuteilen, dass er homosexuell ist und sie wieder mal der Meinung ist, dass Rory nun endlich mal ein Mädchen mit Heim bringt und zum Xten Mal fragt, „Rory, what’s wrong with you,“ die Antwort aber gar nicht abwartet. Nun haben wir mittlerweile in der Verfassung verankert, das gleichgeschlechtliche Paare die gleichen Rechte haben wie alle anderen auch und dass niemand auf Grund seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden darf. Trotzdem werden Homosexuelle von großen Teilen der Bevölkerung ausgegrenzt. Einer ihrer Söhne, Trevor, fühlt sich zur Kirche hingezogen und wird in der Fernsehserie erst Priester und geht dann als Missionar nach Afrika. Auf der Bühne kommt Trevor von Zeit zu Zeit heim und wohnt eine Zeit bei seiner Mutter.
Man kann dazu stehen wie man will, aber O’Carroll gelingt hier das Bigotte der Gesellschaft einzufangen. Es gibt kaum Häuser, in denen nicht Jesus von der Wand lächelt und die Devotionalienshops der katholischen Kirche genießen hier reiche Aufmerksamkeit. Hier kann sich der Kirchgänger mit allem ausstatten, was zur religiösen Erbauung gehört und sogar sein eigenes Disneyland für die Kommode kann er sich hier zusammenstellen lassen. Die Kirchen in Irland sind jedes Wochenende voll und, wenn man das anspricht, werden die meisten Iren es empört von sich weisen, irgendetwas mit der Kirche zu tun zu haben, geschweige denn an den Wochenenden die Kirchenbänke zu bevölkern.
Der Mikrokosmos findet in Agnes Brown’s Wohnzimmer statt, ob das den Kritikern nun passt oder nicht. Ich habe mir so einige Kritikpunkte zu Mrs. Brown durchgelesen und konnte teilweise nur mit dem Kopf schütteln. Erica Doyle Higgins schrieb auf der Seite „Irish Post“ am 5. Januar was sie von der Sendung hält und warf, man mag es kaum glauben, den Machern vor, homophob zu sein. Nun kann man der Sendung alles vorwerfen, aber dass Mrs. Brown homophob sein soll, zeugt eher von der Unkenntnis der Journalistin und man ist geneigt der guten Frau zu sagen, „wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Klappe halten.“ Die Serie thematisiert, die Serie bringt einiges mit Satire aber sie wirkt nie verletzend, oder macht sich über irgendjemanden lustig. Aber das ist das Problem der Kritiker, selbst wenn sie sich in den Problemvierteln bewegen, sie versuchen die Situation zu verdrängen und, wenn Sendungen wie Mrs. Brown dies auf humoristische Weise karikieren, dann werden die ablehnenden Stimmen lauter. Mich überrascht dabei die Ablehnung meiner Bekannten Mrs. Brown nur deswegen abzulehnen, weil ein Mann in Frauenkleidern spielt. Meine Bekannten sind 100% liberal, sie setzen sich für die Rechte der Minderheiten ein, sind gegen Pläne der Regierung, aber beim Thema Brown sind sie noch konservativer als ein Jesuitenorden in Antrim. Vielleicht lädt Mrs. Brown aber auch einfach nur zum Fremdschämen ein, wie es jedem von uns geht, wenn wir mit Satiren aus unserem eigenen kulturellem Umfeld konfrontiert werden. Ich denke Brendan O’Carroll hat den Leuten sehr gut auf den Mund geschaut und es ist bezeichnend dass Mrs. Brown’s Boys dermaßen hohe Einschaltquoten hat….vielleicht verstehen Iren und Engländer besser als die Kritiker was Brendan O’Carroll sagen will.