Irland hat, was Brot betrifft, keine große Reputation in der Welt. Denkt man an Irland, dann denkt man als erstes an Guinness, Whiskey, U2, Lord of the Dance oder an die Dubliners, weniger an Brennans berühmtes Toastbrot, oder an das „leckere“ Sodabrot.
Kein Brotliebhaber käme auf die abstruse Idee, die Firma Brennan in Dublin nach dem Rezept für das „leckere Brot“ zu bitten. Und niemand, der sich mit Brot beschäftigt, entschließt sich dort ein Praktikum zu machen, um das „perfekte Brot“ nachzubacken. Nicht mal Franzosen und Italiener benutzen Brennan um die Tauben zu füttern, nicht aus Tierliebe, sondern weil man es niemanden zumutet. Trotzdem hat Toastbrot in Irland den Status eines Nationalheiligtums. Toast rangiert gleich hinter St. Patrick, Michael Collins, James Joyce und Guinness, und noch vor W.B. Yeats, Oscar Wilde, Eamon de Valera und Brian Boru.
Toast, und ganz besonders die Firma Brennan, hat wahrscheinlich Generationen von Iren gesättigt und hätte es Toast schon 1845 gegeben, die große Hungersnot wäre nie gekommen.

Es heißt, dass die Iren die Wikinger 1014, in der Schlacht von Clontarf, nur besiegen konnten, weil der Urahn des Gründers der Firma Brennan ausreichend Toastbrot zur Verfügung stellte, praktisch die irische Version des gallischen Zaubertranks. Die Bedeutung wurde mir bewusst, als sich die Meldungen häuften, dass es zu Lieferengpässen, bedingt durch die Blizzard-Warnung, kommen soll und in der Tat, Bilder der letzten Tage belegen, dass die Brotregale, bis auf wenige Ausnahmen, leer waren. Am meisten hat von der Versorgungslage, die Firma Brennan profitiert, die, glaubt man der Presseabteilung, die Produktion rund um die Uhr laufen liess, damit jeder Ire ein Paket Toastbrot im Haus hat.
Unsere Regierung hat sogar, um die Katastrophe abzuwenden, die Irish Defence Force in die Fabriken geschickt, damit die Versorgung mit Toastbrot sichergestellt ist, denn Brennans Toast befindet sich wahrscheinlich auch in jedem Tornister der irischen UN-

Soldaten. Auslieferungsfahrer sollen auf den Zufahrten der Supermärkte überfallen und ausgeplündert worden sein und viele Bilder beweisen, dass die Fahrer, sobald sie das Geschäft betraten, mit ihren Rollies gleich am Eingang bedrängt wurden. Seit 8 Jahren in Irland lebend, gibt es nur wenige Momente, wo ich ein Paket des deliziösen Brennans Brot im Haus hatte und kann, da wir in Deutschland das Brot Paradies auf Erden haben, der ganzen Panik nur Kopfschüttelnd begegnen.
Dabei gibt es durchaus Bäcker, die genau wissen wie man ein Brot backt und die, wenn sie fragt, warum sie nicht so tolle Brotsorten wie Soda- oder Toastbrot backen, einem verächtlich vor die Füße spucken. Aber wenn selbst die Macher des Netzwerkes „Real

Bread Ireland“ anonym bleiben, dann kann man sich in etwa vorstellen wie es die Mehrheit der Iren mit Brot hält. Tradition für sie heißt Toast- und Sodabrot, basta! Aber Iren wären keine Iren, wenn sie sich nicht mit der Krise einen kleinen Scherz erlauben könnten und so kursieren Videos im Netz wo Brennans Brot wie bei einem Drogendeal an einer Hausecke verkauft wird, oder jemand eine Packung Brennans Bread in Stücke reist und in den Schnee wirft damit es jemand aufhebt.
Da Emma uns zum Glück nur Heute und Morgen im Griff hat, kann man ab Anfang nächster Woche ein Aufatmen hören, was wahrscheinlich eine weitere Katastrophe zur Folge hat.