Irland hat, was Friedensmissionen innerhalb der UN betrifft, eine lange Geschichte, die zurückreicht bis 1958. In diesem Jahr schickte Irland seine Soldaten im Rahmen der UNOGIL (United Nations Observation Group in Lebanon) in den Libanon mit dem Auftrag, die Waffenruhe zwischen dem Libanon und seinem Nachbarn, Israel, zu überwachen. Nachdem der Auftrag abgelaufen war, wurden die irischen Peacekeeper der UNTSO (United Nations Truce Supervision Organization) unterstellt und irische Soldaten sind an dieser Mission bis Heute beteiligt.
Gern wäre Irland schon seit der Gründung der UNO dabei gewesen, aber Aufnahmeanträge wurden von Seiten der UNO bis 1955 auf Grund eines Vetos der Sovietunion geblockt. Wahrscheinlich, so die Überlegung, auf Grund der Neutralität Irlands im Zweiten Weltkrieg.
Dabei war die Neutralität eigentlich keine Neutralität im eigentlichen Sinne. Irland galt zwar offiziell als Neutral, aber irische Bürger kämpften auf Seiten der Alliierten gegen Hitler Deutschland. Allein 70.000 sollen es gewesen sein, wovon es rund 4983 Deserteure der irischen Armee waren, die sich den Briten anschlossen und nach dem Ende des Krieges einen hohen Preis zahlen mussten.

Flugzeuge der Amerikaner wurden in Irland aufgetankt und während deutsche Piloten und Seeleute, die in Irland notlanden mußten oder gestrandet waren, den Behörden in Nord Irland ausgehändigt wurden, wurden Alliierte Piloten und Seeleute mit allen militärischen Ehren an der Grenze zu Nordirland den englischen Behörden übergeben. Irische Meteorologen sagten auch die Wetterbedingungen für den D-Day voraus, so dass der Dank für die Invasion eigentlich den Iren gebührt, aber egal. Die Sovietadministration war der Meinung die Iren hätten nicht neutral sein dürfen, also wurden sie dafür abgestraft.
Seit 1958 nun ist Irland stolz auf seine Peacekeeper die Jahr für Jahr in die große weite Welt ausrücken und sich an Friedensmissionen beteiligen und es könnte alles in bester Ordnung sein wenn, ja wenn nicht ein dunkler Fleck über dieser strahlenden Geschichte liegt.
Diese Geschichte brauchte, ebenso wie die Amnesty der irischen Soldaten im zweiten Weltkrieg, eine endlos lange Zeit, bis die irische Regierung die Soldaten, die damals an der Mission beteiligt waren, von aller Schuld freigesprochen hat. Offensichtlich war der Umgang mit diesen Männern eine politische Sache und da irische Politiker keine sonderlich ruhmreiche Rolle, sowohl in der UNO als auch im Umgang mit der Armee zeigten, nehme ich an, dass man mit allen Mitteln eine Schmach verhindern wollte und als Bauernopfer die Soldaten nahm, die im Kongo dabei waren.
1960, als die ehemals belgische Kolonie Kongo vollends auseinanderbrach, fielen Söldner aus allen Teilen der Welt dort ein, in der Hoffnung auf schnelles und gutes Geld. Die abtrünnige Provinz Katanga war das bevorzugte Ziel und am 14. Juli verabschiedete die UNO die Resolution 143

und gab der ONUC (Opération des Nations Unies au Congo) grünes Licht im Kongo zu intervenieren. Nachdem die Provinz Katanga vollends abgefallen war, erweiterte die UNO durch die Resolutionen 161 und 163 das Mandat und gab der ONUC grünes Licht eine Abspaltung und ein auseinanderbrechen des Landes zu verhindern.
Irland beteiligte sich mit 6000 Mann an der Mission und Dr. Conor O’Brien war der irische Chef der Mission. Allerdings war er an der ganzen Katastrophe, die diese Mission nach sich zog, nicht allein schuldig, aber da O’Brien als ehrgeiziger Diplomat dargestellt wird, der sich Hoffnungen auf eine höhere Position in der UNO machte, war er das ideale Opfer.
Die ganze Kongomission stand unter keinem guten Stern und zeigt wie damals die politischen Verhältnisse in Afrika waren. Groß Britannien, Belgien und Frankreich, die immer noch einen Fuß auf dem afrikanischen Kontinent hielten, waren strikt gegen den Einsatz der UNO im Kongo. Lord Lansdowne, vom britischen Premier Macmillan in den Kongo entsandt, liess den UNO Generalsekretär wissen, „dass die britische Regierung tief besorgt ist über die Uno-Aktion gegen Katanga. Die Kämpfe müssen sofort beendet werden, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden.“ Die Uno“; so verkündete Lansdowne lakonisch, „habe ihr Mandat im Kongo weit überschritten.“
Die Sovietunion, einschliesslich ihrer Satelliten Staaten, versuchte den Sozialismus in den ehemaligen Kolonien durch bewaffnete Befreiungskriege durchzusetzen und die USA unterstützte ihrerseits dem Westen zugewandte Diktatoren um den Kommunismus einzudämmen.
Da kam der Kongo keiner Seite gelegen. Nur die UNO war offensichtlich der Meinung, wenn sie hier ein Exempel statuiert, dass dann andere Länder sich zweimal überlegen, ob sie einen Bürgerkrieg im eigenen Land und gegen die eigene Bevölkerung führen.
In der Tat hatte sich der Uno-Beauftragte in Katanga, Dr. Conor O’Brien, erst zum gewaltsamen Vorgehen entschlossen, als ihm sein Kollege Linnér aus Leopoldville eine überraschende Mitteilung machte: An den Sitzungen des Zentralparlaments hatten auch Abgeordnete und Senatoren Katangas teilgenommen, denen Tshombé die Reise
nach Léopoldville gestattet hatte. Dort stimmten sie einmütig mit der Mehrheit für die Beendigung der Sezession, ja, sie billigten sogar die Forderung, die Uno solle alle katangischen Minister außer Tshombé sofort verhaften.
O’Brien, ohnehin seit Monaten mit Tshombé im Streit, akzeptierte daher nur allzugern den Plan des indischen Brigadiers Radschah, die Katanga-Hauptstadt im Handstreich zu nehmen, da Tshombé Verhandlungen über eine Eingliederung seiner Provinz in die Kongo-Republik nach wie vor ablehnte.
Was jedoch ein Handstreich werden sollte, wurde ein – von den Uno-Strategen mit militärischem Dilettantismus vorbereiteter – Kampf auf Leben und Tod.

Die, zu diesem Zeitpunkt, 3000 Mann starke Streitmacht der UNO stand auf verlorenem Posten.
Die Stimmung war aufgeheizt und Anti-UN und das dilettantische Vorgehen der indischen UNO Soldaten in Leopoldsville ließ die Stimmung vollständig kippen. In dem 2016 erschienenen Film „Siege of Jadotsville“ wird Quinlan als Offizier geschildert, der offensichtlich viel Zeit mit dem studieren militärischer Schlachten verbracht hat. Die Handlung im Film wird auf einen, der Stadt Likasi, nahegelegenen Weiler verlegt, bestehend aus einer verlassenen Werkstatt, einer Kapelle, einem Wasserturm und umgeben von Hügeln.
Kurz nach seinem Zusammentreffen mit den Söldnern bei dem Quinlan von dem französischen Kommandanten nahegelegt wird wieder nach Irland zurückzukehren, da irische Soldaten eh nicht kämpfen könnten, wird seine Kompanie überfallen und es gelingt Quinlan durch seine Übersicht und seinem taktischen Verständnis, den Gegner auf Distanz zu halten. Im Laufe der Kampfhandlung betrug die Stärke des Gegners bis zu 3000 Mann und es ist nahezu ein Wunder, dass kein irischer Soldat während der Kämpfe gefallen ist. Quinlan, der mehrfach um Unterstützung bat, wurde von seinem Vorgesetzten ständig vertröstet und es macht den Eindruck, als wäre der irische General MacEoin überhaupt nicht der Lage die Situation zu erfassen, in der sich Quinlan und seine Männer befanden. So beorderte er 500 Mann der Unotruppen um die A Kompanie zu verstärken. Diese 500 Mann wurden fast vollständig aufgerieben und 23 gefangene irische Soldaten wurden nackt durch eine aufgebrachte Menge getrieben und entgingen nur knapp der Hinrichtung durch die Fürsprache eines Priesters, sowie eines deutschen Journalisten.
Die Lage für die A Kompanie wurde, da auch kein Nachschub kam, und die Katanga Rebellen zusätzlich versuchten die Männer mit dem einzigen Kampfflugzeug, einer Fouga Magister, aus der Luft mürbe zu machen, hoffnungslos. Nachdem der Truppe die Munition ausgeht sagte Quinlan, auf die Frage ob er denn etwas brauche, „Etwas Whiskey wäre fein.“ Danach fragt er seine Männer ob sie weiterkämpfen oder sich ergeben sollen. Die Soldaten hätten gerne weitergekämpft obwohl die Munition längst aufgebraucht war und sie keine Vorräte mehr hatten. Auch das Wasser konnten sie nicht nutzen, da es durch Benzin verseucht war, also entschloss sich Quinlan zu kapitulieren.
Ergebnis dieser 5 Tage: 150 irische Soldaten hielten einer Übermacht von teilweise bis zu 5000 Gegnern stand. Etwa 300 Angreifer wurden getötet und knapp 1000 (manche Quelllen gehen von höheren Zahlen aus) verwundet. Die Bilanz auf irischer Seite; dank der Umsicht Quinlans wurden 5 Iren verwundet.
Nach einem Monat in Gefangenschaft wurden Quinlan und seine Leute entlassen.
Nach ihrer Rückkehr nach Irland wurden die Soldaten kaum begrüßt und politische Vertreter fehlten völlig. Quinlan schlug einige seiner Männer für einen Medaille vor, aber das Ergebnis war eine Kommission, die sich mit den Ereignissen in Jadotville beschäftigte und zu dem Urteil kam, dass Quinlan und seine Männer aus Feigheit kapituliert hätten. Bis 2016 wurde die Schlacht von Jadotville aus dem Gedächtnis der Iren verbannt. Kein Zeitungsbericht, keine Dokumentation, nichts deutete darauf hin, dass irische Soldaten sich eine fünf Tage dauernde Feldschlacht mit einem Gegner geliefert hatten, der der A Kompanie haushoch überlegen war, und die A Kompanie nur deswegen kapitulierte, weil sie weder Munition noch Versorgung besaß um den Kampf fortzuführen.
Es ist natürlich müßig darüber zu spekulieren, ob Quinlan und seine Soldaten die Schlacht gewonnen hätten, hätten sie über ausreichend Proviant und Munition verfügt. Eventuell wären die 155 Mann auch aufgerieben worden und die irischen Politiker hätten die Männer in eine Reihe mit den irischen Helden des Osteraufstandes stellen können. Dem hat Quinlan einen Strich durch die Rechnung gemacht und ich vermute, dass das die Politiker mächtig verstimmt hat, zumal sie auch in der gesamten Affaire eine denkbar schlechte Figur gemacht haben.
Andere Soldaten wurden militärisch geehrt, aber der A Kompanie blieb irgendein Dank, oder eine Anerkennung all die Jahrzehnte verwehrt.
Jadotville wäre auch in Vergessenheit geraten hätte nicht der damals 17 jährige Private Henry Hegarty, John Gorman und andere vehement für ihre Anerkennung gekämpft und wäre nicht der Film über das Ereignis zuerst auf dem Filmfestival in Galway gezeigt und die damit die Erinnerung an das Ereignis zwischen dem 13. September und dem 19. September 1961 in das Gedächtnis gerufen worden.
2004 hat der damalige Verteidigungsminister Willie O’Dea zugestimmt, dass Jadotville noch einmal untersucht wird, allerdings hat es 12 Jahre gedauert, bis die A Kompanie vollständig rehabilitiert war. Par Quinlan hat es leider nicht mehr erlebt, Nach seiner Rückkehr blieb er noch in der Armee, wahrscheinlich wollte man in Regierungskreisen auch nicht, dass irgendetwas nach aussen drang und ging als Oberst in den Ruhestand. Er starb 1997.